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Straßennamen mit Zusatzinfos

Schwerstraße, Franzosenweg, Am Hintersand – Wer gab den Straßen ihre Namen? Jeder Straßenname erzählt seine Geschichte.

Der Erfinder und Unternehmer Georg Robert Werner Sell (SELL-Flugzeugküchen im Eisenwerk Herborn) gab der Professor-Sell-Straße ihren Namen. 39 Straßenzusatzschilder geben in Ganz Herborn Auskunft über die Herkunft einiger Straßennamen.

Bürgermeisterin Katja Gronau, Michael Polster vom Baubetriebshof und Birgit Ernst vom Stadtmarketing.

Manche sind zeitlos, andere historisch oder mit Personen verknüpft. Auch in Herborn finden sich einige Straßen, deren Namen nicht jedem geläufig sind. Viele kennen wohl den Straßennamen selbst, können aber heute kaum mehr erklären, wer oder was sich dahinter verbirgt. Damit dies nicht so bleibt, wurden 39 Straßenzusatzschilder im Stadtgebiet angebracht.

"Die Erläuterung der Straßennamen haben wir einem Beschluss der Stadtverordneten aus 2012 zu verdanken. Nach langwierigen und fundierten Recherchen unter der Leitung von Birgit Ernst vom Stadtmarketing, bin ich froh, dass dieses Projekt wenn auch langsam so doch erfolgreich umgesetzt werden konnte. Viele Personen haben über die Jahre die Recherchen zu den Straßennamen unterstützt, ihnen gilt mein Dank. Wer jetzt eines der neuen Zusatzschilder in der Stadt sieht, erfährt mehr über die Herkunft der Straßennamen", berichtet Bürgermeisterin Katja Gronau.

Straßennamen sind Mosaike von Geschichte und Identität, sie erzählen vom Leben in einer Stadt, so auch in Herborn. Hier gibt es historische Plätze, wie beispielsweise den Kornmarkt, deren Name die Zeiten überdauert hat und noch heute an die damalige Bedeutung erinnern. In der Straße „Am Gerichtsköppel“ soll im 16. Jahrhundert tatsächlich eine Richtstätte gewesen sein. „Am Galgenberg“ soll es hingegen nie einen Galgen oder eine Richtstätte gegeben haben. Viel wahrscheinlicher ist es, dass es sich um ein Wachholder bewachsenes Gelände handelte. Galgenberg ist wahrscheinlich eine Verballhornung aus „Galbasberg“, was einen Wacholderzapfen bezeichnet.

39 neue Zusatzschilder benennen die historische Person oder das Ereignis, der die Straße ihren Namen verdankt. Manche Recherche war dabei besonders kniffelig. Beispielsweise bei der Friedrich-Birkendahl-Straße. Birkendahl war von 1900-1923 Bürgermeister der Stadt, das ließ sich schnell herausfinden. Jedoch fehlten jahrelang Informationen zu seinen Lebensdaten, die jetzt im Wiesbadener Staatsarchiv recherchiert werden konnten.

Die Schwerstraße heißt nicht so, weil einem hier alles schwerfällt. Oder die Recherchen zur historischen Person, die der Straße ihren Namen verdankt, schwer waren. Sie hieß erst „Im heiligen Floß“ und wurde später nach dem Kommunalpolitiker Johann Georg Schwer (1827- 1886) benannt, der sein Vermögen dem Herborner Krankenhaus stiftete. Lediglich ein kleiner Verbindungsweg in Nähe der Schwerstraße trägt heute noch den Namen „Im heiligen Floß“. Dieser geht wohl auf eine mundartliche Bezeichnung für einen kleinen Wasserlauf südlich der Stadtmauer zurück, wobei das „heilig“ vermutlich die Verballhornung eines Personennamens ist.

Der Franzosenweg hat aller Wahrscheinlichkeit nach tatsächlich etwas mit Franzosen zu tun. Recherchen haben ergeben, dass es sich bei der Straße um den Fluchtweg des französischen Generals Soult nach der Schlacht von Altenkirchen im Jahr 1796 mit Erzherzog Karl von Österreich handeln könnte. Denn es soll auch beim Schloss ein sogenanntes „Franzosenpförtchen“ gegeben haben.

Die Straße „Am Hintersand“ ist nicht nur nah am Fluss, sondern dem Namen nach auch am Sand gebaut. Der Straßenname stellt den Bezug zum Schwemmsand der Dill und dem Gebiet hinter der Stadtmauer her. Wer dieser Tage durch die Straßen der Stadt streift, sollte seinen Blick etwas schweifen lassen, denn die Straßenschilder verraten Geschichten.